REVIEW — Fynn Kliemann – Nie – Plattenkombüse | plattenkombuese.com
REVIEW — Fynn Kliemann – Nie
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REVIEW — Fynn Kliemann – Nie

Das ganze Jahr kannst du haben, aber der Tag hier gehört mir. Hab nicht so lang drauf gewartet, um jetzt das Rennen zu verlieren. Guter Start in den schönsten Tag meines Lebens. Geht die Sonne schon auf? Nee?… Dann warten wa mal eben.

Sagen wir es wie es ist. Wenn YouTuber versuchen Musik zu machen, kommt in der Regel der größte Bullshit zu Tage, den die Welt je gehört hat. Man kann es in der Regel ja nicht mal ein auf „Eine-Zielgruppe-zugeschnittenes-Konzept“ nennen, wie man es vielleicht vermuten würde um ne schnelle Mark zu machen. Das ist schlicht unterirdische Algengrütze und die ganzen Bibis, Dagis, Juliens und anderen Clickbait-Spinner, sollten doch bitte wenigstens aus dem Musikbusiness ihre Finger lassen. Aber den ganzen Hass mal bei Seite. Denn glücklicherweise, bestätigen Ausnahmen ja bekanntlich die Regel. Und diesmal eine, die es in sich hat.

Fynn Kliemann, den meisten bekannt als der „MacGyver“ der nationalen YouTube-Gemeinde, ist unter anderem auch Webdesigner, Podcaster, Blogger, ja auch schon Buchautor und macht nun endlich Musik. Diese begleitet ihn schon sein Leben lang, zieht ihn immer wieder ans Piano, das Mikro, den PC und hat nun etwas entstehen lassen, was endlich in Händen gehalten und ins Gehirn gebrannt werden kann. Nie wird das gute Stück heißen und am 28.09.18 über sein eigen gegründetes Label ‚twoFinger-Records‘ veröffentlicht. Erste Platte und direkt mit nem eigenen Label? Ungewöhnlich, aber ja . Denn Fynn wäre nicht Fynn, wenn er nicht auch hier mit Herz und Seele dabei wäre und alles selbst in die Hand nehmen würde. So hat er sich entschieden, der Musikindustrie seinen nackten Arsch zu zeigen und einen Plattenvertrag ausgeschlagen, um sein Baby in Eigenregie zur Welt zu bringen. Angefangen bei den Songs, den Videos, dem Artwork der Platte und der Website, bis hin zu der Entscheidung, dieses Album nur ein einziges Mal im Stil einer Crowdfunding-Aktion zu produzieren und danach nie wieder auf den Markt zu werfen. Warum? Weil ihm Chartplatzierungen am Arsch vorbei gehen, es ihm wichtig ist, dass Musik wieder wertgeschätzt wird und es ihm das Herz brechen würde, wenn diese Scheibe in einigen Jahren wegen Überproduktionen, in irgendwelchen „Supermarkt-Ramsch-Kisten“ liegt und für einen „Super-Sonder-Spar-Preis“ verscheuert wird. Verständlich, denn Nie ist ein Überalbum und das meine ich so, wie ich es hier schreibe.

… Nehmen alles mit, alles mit, alles mit nem Lächeln auf nem Bild. Nehm alles mit, alles wird gefilmt. Heute Nacht mit Überlänge ins Nirwana. Gebe alles, hoff auf Karma.

Aber warum ist diese IndiePop-Platte so verdammt gut? Das ist gar nicht so einfach zu erklären. Kennt ihr das, und das klingt vermutlich ziemlich abgedroschen, wenn man spürt, dass in einer Platte verdammt viel Herzblut steckt? Wenn man raus hört, dass da viel Ehrlichkeit und Erlebtes verarbeitet wurde und man sich von den erzählten Geschichten mitreißen lassen kann? Wenn der Sound optimal zur Stimmung der Lyrics passt, wenn man Gänsehaut bekommt, allein weil man einen Refrain hört? So kann man sich Fynn Kliemanns Debüt-Platte vorstellen. Es gibt aktuell nur eine Hand voll Acts, die ein Album produziert haben, das mich so mitreißt wie es dieses tut. In das man versinken kann und man einfach mitfühlt. Sei es aus ähnlich erlebten Situationen oder weil man sich in den gesungenen Song völlig hineinversetzen kann. Weil es eben auch nicht die tausendfach gehörten Floskeln sind, die man aus anderen Pop-Songs kennt. Fynn ist ein Naturtalent, in allem was er tut. Fynn ist ein Spaßvogel und unglaublich tiefsinnig. Fynn feiert das Leben und arbeitet gefühlt 24/7. Fynn ist Perfektionist und steckt so voller Herz. Und das Schöne an all diesen Eigenschaften ist, nichts davon muss sich aufheben. Er ist das perfekte Beispiel dafür, dass das alles optimal in einer Person harmonieren kann. Das Ergebnis aus alledem, kann man sich nun bald durch die Headphones ballern. Man muss sich nur diese Platte besorgen.

Jetzt sitzen wir mit’m Dosenbier in Sardinien auf’m Dach. Die Tenöre aus der Stadt schicken bisschen Kitsch mit in die Nacht. An jedem andern Ort, an jedem anderen Tag, hätten wir die Schönheit satt und schnell wieder kaputt gemacht.

Bestellt euch die Platte/die CD/die Box, solange es noch möglich ist! Denn, dass dieses Album nach dem Release nie wieder produziert wird war nicht gelogen und es will ja sicher später niemand behaupten, ich hätte euch nicht gewarnt.

Fynn Kliemann - ZUHAUSE

Fynn Kliemann - MORGEN

Fynn Kliemann - BAU MICH AUSEINANDER

Fynn Kliemann - KIEZTRÄNEN

Fynn Kliemann - Das große Interview zum Album "Nie" | DIFFUS TITELSTORY

Der Podcast zur Entstehung des Albums

auf spotify

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