Dass ich und die ganze Gang mehr oder weniger aus der Region von Cottbus kommt, sollte nicht mehr allzu unbekannt sein und ja, musikalisch ist hier bis dato nicht allzu viel erfolgreiches entstanden. Das könnte sich nun aber ändern. Denn auch wenn sich Vizediktator als eine Berliner Band bezeichnet, so ist der Name Marco Damaschek in Cottbus kein ganz unbekannter.
Nebst seinem ehemaligem und „lokal-musikalischem“ Projekt Meet the noise, ist dem ein oder anderen sicher auch schon mal das Elektro-Pop-Projekt ElektroBär zu Ohren gekommen. Und auch wenn er sich schon seit einigen Jahren versucht, musikalisch einen Namen zu machen, so werden ihn die meisten hier noch als den freundlichen Barmann aus diversen Szene-Kneipe kennen.
Tja, nun hat es ihn zurück an die Drums verschlagen und nicht an irgendwelche.
Vizediktator – das ganz große Ding 2018? Ich denke ja, denn da steckt ganz schön viel Gutes drin. Zugegeben, wir beobachten die Jungs schon seit einigen Jahren und auch ihre 2016 veröffentlichte E.P. Rausch hat uns schon mehr als begeistert. Doch was uns jetzt in ihrem Debüt-Album Kinder der Revolution zu Ohren kam, klingt nach mehr und hat verdammt viel Hitpotential.
Aber mal von vorn. Schubladen sind scheiße und nicht jedes Genre braucht einen definierten Namen. Ich möchte euch aber ein gutes Stück Musik ans Herz legen und darum versuche ich euch mal, die Musik von Vizediktator zu beschreiben. Die Jungs selbst bezeichnen ihren Sound als Straßen-Pop, was man gern machen kann, für den geneigten Leser aber vermutlich etwas zu wenig greifbar ist. Begriffe wie DeutschPunk der 80er-Jahre, Straßenköter-Punkrock, rotziger Indie-Sound oder auch grooviger Pop-Rock, ist hier die wohl richtige Wortwahl. Oder doch nicht? Hat das alles vielleicht doch einen ganz anderen Namen? Einen, den vielleicht noch gar keiner kennt? Fakt ist, diese 12 Werke sind sich so ähnlich und doch sind sie es irgendwie nicht. Es ist auf jeden Fall facettenreich und jeder Song hat seinen ganz eigenen Charme.
Mal abgesehen von diesen melodisch-ins-Hirn-brennenden und heftigst-in-den-Arsch-tretenden Instrumentals auf Kinder der Revolution, bin ich ein riesiger Fan von Sänger Benjamins Stimme. Wer auf Reibeisen à la Rio Reiser, Ben Hartmann (Milliarden) oder Jan Plewka (Selig) steht, ist hier an der völlig richtigen Adresse. Kratzig, laut und voller Leidenschaft, wird einem das gesungene Wort förmlich ins Gesicht gerotzt. Genau so und nicht anders, muss es manchmal einfach sein, um das, was man zu Ausdruck bringen will, authentisch an den Hörer zu bringen. Die Kombination aus dem beschriebenen Sound und dieser Stimme, funktioniert hier tadellos.
„Wir sind immer noch da, wir sind immer noch viele. Wir sind immer noch da, wir sind immer für die Liebe.
Halleluja, Liebe Sünde. Ich bin dein Kind.“
Apropos zum Ausdruck bringen…
Auch lyrisch hat dieses Album einige Schmankerl zu bieten und auch hier überwiegt der bereits benannte Facettenreichtum. Kinder der Revolution beinhaltet Songs über Politik und dem daraus entstehenden Frust und die Wut auf aktuelle Geschehnisse. Es geht um Liebe und Revolution. Es geht um Zwang und Abhängigkeit. Es ist Musik zum auf die Straße gehen und zum Fäuste heben. Musik, die von Freiheit, Zerrissenheit und vom Loslassen handelt. Lyrik, um sie allein in den Nachthimmel zu schreien und Lyrik, um sie ausgelassen auf einem Konzert oder einer Party mitzubrüllen. Es ist dreckig und doch so klar. Es ist einfach in jeder Hinsicht atemberaubend gut.
Um mal ein Fazit zu ziehen. Musik, die bewegt, ist heutzutage nichts Selbstverständliches mehr und auch (vielleicht sogar vor allem) im deutschsprachigen Raum wird es immer seltener Bands und Künstler zu finden, die ein Statement in ein so schönes Gewand verpacken, wie es Vizediktator in ihrem Debüt-Album tun. Ich glaube, diese Band wird 2018 der neue heiße Scheiß im alternativen Musik-Genre und geht mit Sicherheit auch noch einen Schritt darüber hinaus. Tut euch selbst den Gefallen und gebt dieser Band eine Chance! Sie hat es sich redlich verdient, gehört und gesehen zu werden.